Dieser Beitrag erschien im Frühjahr diesen Jahres auf dem (damaligen) Blog von www.homeschoolerinaustria.at. Hier ist er in leicht abgeänderter Form – immer noch aktuell!

Ich werde über das Lernen schreiben. Du denkst jetzt vielleicht: „Über was auch sonst, es ist ja schließlich ein Homeschooling Blog“. Doch ich möchte nicht nur über das Lernen an sich schreiben, sondern über die Liebe zum Lernen. Warum ich das schreibe? Weil ich das Lernen liebe und mir wünsche, dass ich andere damit anstecken kann.
Doch wer schreibt hier überhaupt?
Ich heiße Sabine Eberle, bin glücklich verheiratet mit meinem Mann Artur und gemeinsam haben wir vier Kinder zwischen fünf und zehn Jahren.
Vor fünf Jahren entschieden wir uns dafür, dass unsere Kinder zu Hause lernen dürfen.
Da wir in Deutschland lebten, mussten wir einen Weg finden, wie das trotz Schulhausanwesenheitspflicht (gern auch „Schulzwang“ genannt) klappen könnte. Einen legalen Weg haben wir gefunden, trotzdem stand eines Tages die Polizei vor der Tür und befragte unsere Nachbarn, danach uns. Das war für uns der Startschuss, unsere Zelte in Deutschland abzubrechen und uns in Österreich anzusiedeln. Innerhalb kürzester Zeit war unser Haus verkauft, der Kaufvertrag für unser Haus in Österreich besiegelt und das Abenteuer konnte beginnen. Vielleicht fragt sich der Ein- oder Andere, warum wir uns so entschieden haben. Ein Grund ist, weil wir unseren Kindern die Liebe zum Lernen erhalten wollten. Du liest richtig. Nicht, dass wir die Liebe zum Lernen hervorrufen wollten. Diese Liebe oder Freude beobachteten wir schon von Geburt an. Diese Freude und den Enthusiasmus wollten wir erhalten und nähren. Jedes unserer Kinder hat spezielle Interessen, Begabungen und Neigungen, in allem gleich ist ihnen jedoch, dass sie mehr davon erfahren, erleben und begreifen möchten.
Für viele Erwachsene und auch Kinder ist der Begriff „Lernen“ ein rotes Tuch. Unsere Welt bietet so viel Ablenkung und häufig wird diese genutzt, um dem Lernen aus dem Weg zu gehen.

Unter Lernen verstehe ich zum einen, in Beziehung zu treten zu Themen, die unser Leben betreffen und zu Themen, die uns interessieren. Zum Anderen sehe ich Lernen als ein Vernetzen von Information, welches ermöglicht, sich ein umfassendes Bild von der Welt um uns herum zu machen. Nicht außer acht lassen möchte ich auch den Bereich der Fertigkeiten, die es uns ermöglichen, immer selbstständiger durch das Leben zu gehen.

Praktisch sieht das so aus, dass ich versuche, dass Interesse eines Kindes an einem Thema zu wecken, indem ich einen möglichst greifbaren „Bezug“ herstelle. So waren wir am Freitag mit folgender Fragestellung Richtung Wald aufgebrochen: „Woran kann ich Bäume unterscheiden?“ „Woher weiß ich, dass der eine Baum eine Birke, der Andere eine Buche ist?“ Unser 1.Klässler war nicht mehr zu halten und selbst unser 4.Klässler war voll dabei mir allerlei Antworten zu geben, sich die Bäume genau anzuschauen und zu beschreiben.
Im Werken wird unser 1.Klässler ein Holzbrett abschleifen, das als Regal über seinem Bett angebracht werden soll.
Jetzt gibt es natürlich nicht nur „Spaß“ während des Lernens, sondern auch Übungen, die vielleicht weniger Freude hervorrufen. Bei uns ist das z.B. das Schreiben.
Wenn ich um die Interessen meines Kindes weiß (z.B. Bäume), kann ich ihn etwas zum Thema Bäume schreiben lassen. So nutze ich die Motivation und den Lerneifer, um auch die ungeliebte „Übung“ etwas aufzuhellen.

Natürlich habe ich mir das nicht alles selbst ausgedacht, sondern profitiere sehr von den Vorträgen über die Charlotte Mason Methode. Diese wurden uns in den letzten Jahren auf den Wochenendseminaren des Vereins hommerschoolers.at nahe gebracht. Einige Dinge habe ich umsetzen können und bin begeistert, welchen Nutzen es den Kindern, auch für den Regelschulstoff, bringt.

Um andere Menschen zu unterstützen, sich auf den Weg zu machen das Lernen zu lieben, habe ich ein Fernstudium zum Lerndidaktiker begonnen. Dort werde ich erfahren, wie man die Schwierigkeiten, die einem auf dem Lernweg begegnen, bearbeitet. Mein Ziel wird es sein, dem Lernenden Mut zu machen, dass er vieles schaffen kann, auch wenn es eventuell Unterstützung braucht. Das gilt für Kinder vom Vorschulalter bis hin zu Erwachsenen, die evtl. unter Prüfungsangst oder ineffizienten Lerntechniken leiden. Vor allem aber möchte ich, dass die Angst vor dem Lernen/Prüfungen/Versagen abnimmt und die Freude daran, Neues zu erarbeiten und zu entdecken, wächst.

Ich bin froh in einer Welt zu leben, in der es so viel spannendes zu Entdecken und zu Lernen gibt und hoffe, ich kann auch anderen Mut machen zu entdecken und zu erforschen – zu Lernen.

Geschrieben von: Sabine Eberle

Veröffentlicht am 4. Oktober 2021